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#1

Mitten auf dem Friedhof

in Friedhof 29.10.2013 14:43
von Ellen Davis • 4 Beiträge

Umgeben vom Regen saß da ein Vampir seelenruhig auf irgendeiner belanglosen Bank, die weiß angestrichen war. Dabei handelte es sich um Ellen Davis, zumindest wie sie sich hier bekanntlich hergab oder es vorhatte. Ihre Hände lagen auf ihren dünnen Beinen, die aus einer Kapuzenjacke heraus schauten. Die Mütze, die an dieser gebunden war, saß auf ihrem Kopf und sie starrte - so jedenfalls schien es - auf ein Grab, doch sie selbst sah nur die reinste Leere. Ihre hübschen Augen stachen hervor unter all den Toten, die sie umgaben, aber gerade wirklich komplett tot waren. Ohne eine Verbundenheit zu spüren, saß sie einfach nur da und schien jemand, der Verluste hinter sich hatte. Verluste - die Ellen keineswegs hatte. Wie auch? Sie hatte nie etwas bekommen. Das sie ein Vampir war, änderte da rein gar nichts. Es war schon eine ganze Weile her zu dem Zeitpunkt und auch wenn ihr das Geschehen dunkel erschien, so erinnerte sie sich an die Zeit als Mensch sehr genau. Kurz fiel bei ihr der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn sie nun irgendwo liegen würde. Doch kam es ihr sofort wieder in den Sinn, dass es sicher ein ungepflegtes Grab wäre, ohne jegliche Zuneigung und eines Besuches, nicht so wie die Gräber hier. Ihre Mutter hätte Ellen sicher nicht vermisst, wie sie wohl auch jetzt es nicht tat. Ohne auch nur sich zu bewegen war sie hier. Nun in Forks, wie sich diese Kleinstadt wohl nannte. Es stand fest, dass es hier nur von übernatürlichen Wesen wimmeln sollte. Für Ellen eine Information, die sie einfach so von irgendjemanden bekam, an dessen sie sich nur noch wage erinnern konnte. Erwartungen besaß sie keine. Das einzige war die Tatsache, die Lücken ihres Lebens zu füllen - und die Liebe zu finden, was sie selbst aber zerdrängte, weil es ihr nicht bewusst war. Doch hatte sie nie irgendwelche Anhaltspunkte gehabt, so wanderte sie einfach umher. Fast als würde ihr einer die Lösung geben, wie sie auch von dieser Stadt erfuhr. Doch so war es einfach und genauso saß sie hier auch einfach nur.


zuletzt bearbeitet 29.10.2013 15:51 | nach oben springen

#2

RE: Mitten auf dem Friedhof

in Friedhof 29.10.2013 16:57
von Silas • 1 Beitrag

Mit gemächlichem Gang bewegte ich mich auf die Bank zu, auf der bereits eine junge rothaarige Dame Platz genommen hatte. Der Leere in ihren Augen war bereits anzumerken, dass diese Frau keine gewöhnliche war. Sie machte viel eher den Eindruck auf mich, als stünde sie am Rande des Lebens. Ich vermutete, dass bei ihr vor Kurzem womöglich ein schmerzhaftes Ereignis eingetreten war, das sie in einen derartigen Zustand versetzte. Bereits aus der Ferne erkannte ich, dass diese Frau regelrecht ausgelaugt erschien. In ihrem Blick ließ sich kein Gedanke erkennen, doch auch keinerlei Emotion ließ sich in ihrem Gesicht deuten. Offen gesagt machte sie mich ein wenig neugierig, als ich mich schließlich neben ihr auf der weißen Bank niederließ. Wie ich, Silas, der anscheinend zu keinerlei Liebe fähig war, an einen Ort wie diesen geriet? Lediglich zum Zwecke meiner eigenen Pläne, verstand sich. Ich hoffte hier jemanden abfangen zu können, deren Mutter erst kürzlich hier beerdigt wurde. Hierbei handelte es sich um einen weiteren Vampir, den ich mir aufgrund spezieller Fähigkeiten als persönlichen Diener ersehnte. Und wie man mich kannte, bekam ich immer das, was ich wollte. Das war kinderleicht. Man musste lediglich die Skrupel beiseite fegen, die ohnehin nie von Nutzen waren. Doch nun widmete ich mich vorerst der Person neben mir, während meine Augen jedoch auf den von hier aus gut überschaubaren Gräbern ruhten. "Sie erlauben doch ein wenig Gesellschaft?", erkundigte ich mich rhetorisch, während sich Nachdenklichkeit in meinem Blick bemerkbar machte. "Scheint, als habe sich in Ihren vergangenen Monaten einiges zugetragen, womit Sie nicht umzugehen wissen", schloss ich aufgrund der Erfahrung, die die geballten 700 Jahre, in denen ich bereits existierte, mit sich brachte. "Erzählen Sie mir davon", verlangte ich mit ruhiger und vertrauensweckender Stimme von ihr. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Unbekannte dankbar über eine zuhörende Stimme war. Weshalb mich diese dahergelaufene Fremde überhaupt interessierte? Womöglich, da ich mich in ihr wieder erkannte. Auch ich trug bereits seit einer halben Ewigkeit diese Leere in mir. Die selbe Leere, wie ich sie aus ihren Augen las.




I whispered in her ear
You better fear me
For I am death!
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#3

RE: Mitten auf dem Friedhof

in Friedhof 29.10.2013 17:33
von Ellen Davis • 4 Beiträge

Wie verschieden sich auch Ellen hingegen konnte, um andere eines Bildes von ihr zu zeigen, was aber - wie sie wusste - nie stimmte, so eintönig fand man sie jetzt vor. Ein Fremder, wie sollte es anders auch sein, begab sich an ihre Seite mit der Niederlassung auf der selbigen Bank, auf der sie es sich gemütlich gemacht hatte. Die Vampirin hatte sich noch nichts ausgemalt wie sie hier in dem sogenannten Forks auftreten würde, gegenüber anderen Personen. Dies brauchte sie auch nicht, da sie doch für jeden anders war und spontan handelte. Es gab keinen Grund dazu, es nicht zu sein. Niemand würde sie verletzen. Zumindest niemanden, der ihr am Herzen lag- da stand nämlich niemand auf ihrer Liste. Deshalb zeigte sie auch keine oder gar Gestik, als sich der junge Herr neben ihr sich breitmachte. "Was ist schon Gesellschaft.", kommentierte sie gleichgültig, als er sie doch tatsächlich ansprach. Über die Jahre hinweg als Vampir war es gewiss nicht das erste Mal, dass man sie bemerkte und doch fühlte sie kein Glück und erst Recht keine Liebe. Schlussendlich hatte es geendet, wie sie es auch Menschenzeiten kannte. Seither versuchte sie es also gar nicht mehr, irgendwo gut anzukommen. Auch wenn sie sich im Tiefsten ihres Körpers sehnlich nach dessen wünschte. Erst die darauffolgenden Worte brachten Ellen zum hinbewegen ihres Kopfes zu dem Sitzgenossen. Seine Erschließung war falsch. In ihrem Leben war nicht anderes passiert als sonst. Nur ein ständiger Orts-und Namenwechsel lag vor, ebenso wie die Erscheinung des Charakters und auch Aussehens. Dabei trug ihr Handeln Rachsucht mit sich, ebenso die Spielchen anderer, was sich wohl auf das erste bezog. Immerhin war Ellen selbst eigentlich eine gute Gesprächspartnerin, wenn sie so wollte, doch war es nicht wirklich echt. Dazu trug der Schmerz ihrer Erinnerungen eine zu große Belastung für sie. Für den einen klang es wohl lächerlich, so ewig dem nachzutrauern, jedoch sollte man die Seele nicht unterschätzen. So war es einfach. Nichtsdestotrotz führte der Blick von der jungen Davis doch in die, des anderen Kerl - dem wohl einzigen lebendigen, wie auf dem Friedhof zu finden war. Plötzlich lösten sich Tränen in ihre Augen, die ihre Wangen runter kullerten und sie begann zu schniefen, so jedenfalls hatte es den Anschein. "Meine Eltern -", schluchzte sie, "sie sind gestorben.", führte sie ihre Worte fort und sah plötzlich ganz anders aus, als es eben noch der Fall war. Die Tatsache war zwar gelogen und gespielt, doch bereitete dies ihr schon längst keine Probleme mehr. Was nicht hieß, dass sie die Stärkste war. Nein, es konnte sein, dass er es sogar erkannte. Für sie wäre dann zumindest klar, dass er nicht ganz so oberflächlich war, wie sie es von den meisten kannte.


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